Am 7. August 2020 verstarb im Alter von 95 Jahren unser Ehrenmitglied, und Ehrenbürgermeister der Gemeinde Hagen am Teutoburger Wald Hubert Große Kracht, Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande und Inhaber des Ehrenzeichens der Landsmannschaft Ostpreußen e.V. Jahrzehntelang hat er unermüdlich für die Kreisgemeinschaft Allenstein-Land und für die deutsch-polnische Völkerverständigung gewirkt. Dabei ragen drei Ereignisse bestehend heraus:
1. Im Jahre 1976 gab er als Bürgermeister von Hagen a.T.W. im Patenlandkreis Osnabrück der in der kreisfreien Stadt Osnabrück nach Aufgabe der Agnes-Miegel-Realschule des Landkreises heimatlos gewordenen ehemaligen Wartenburger Mittelschule, die seinerzeit das jährliche Kreisheimattreffen Allenstein-Land ausrichtete, mit der neuen Hagener Realschule ein neues Zuhause;
2. Hubert Große Kracht gelang es in der Mitgliederversammlung auf dem Heimatkreistreffen am 15. Oktober 1989 die vom Satzungsausschuss verabschiedete neue Vereinssatzung mit neuen kommunalen Normen wie Kreisausschuss und Kreistag in Kraft zu setzen;
3. Hubert Große Kracht wurde nach mehrmaligen Besuchen der einzigen Stadt im alten Landkreis Allenstein, in Wartenburg (Barczewo), zum Wegbereiter der bundesweit ersten Partnerschaft zwischen einer deutschen und einer polnischen Gemeinde, als es auf dem historischen Stadtfest „630 Jahre Wartenburg / Barczewo“ am 3. Juli 1994 in Wartenburg zum Abschluss des kommunalen Partnerschaftsvertrages Hagen a.T.W. / Barczewo (Wartenburg) zwischen dem anwesenden Bürgermeister Martin Frauenheim aus Hagen und mgr. Antoni Ropelewski kam.
Vereinbart wurden Kulturaustausch der beiden Nationen und Begegnungen von Schülern, jugendlichen und Sportlern. Kurzentschlossen, lud Große Kracht 25 Jugendliche auf Kosten des deutschen Roten Kreuzes zu einem Ferienaufenthalt in seiner Gemeinde ein. Diese Idee führte alsbald zum gegenseitigen jährlichen Schüleraustausch. – Darüber hinaus brachte sich Hubert Große Kracht wie ein Kreisvertreter in die deutsch – polnischen Beziehungen in unserer Heimat ein.
Zusammen mit dem Pressereferenten nahm er an der Einweihung der neuen Heimatstube der Wartenburger deutschen Minderheit im Sparkassengebäude gegenüber dem Rathaus und an der Einweihung der städtischen Feuerwehrhalle auf dem einstigen Viehmarkt teil, veranstaltete in Allenstein zusammen mit dem Ermländisch-Masurischen Landfrauenverein und dem deutschen Bauernverband deren Sitzungen und knüpfte Kontakte zum Polnischen Roten Kreuz und zum Bezirksverband der Feuerwehren. Als großer Organisator schaffte er es in den neunziger Jahren einen ganzen Eisenbahnzug nur mit Bürgern aus Osnabrück Stadt und Land nach Allenstein auf die Schienen zu stellen und die Reisenden in den Hotelanlagen des ehemaligen Forstamtes von Lankerofen – bis vor kurzem noch diplomatisches Sperrgebiet – unterzubringen.
Noch einmal trat Hubert Große Kracht in Erscheinung, als ihm auf dem Neujahrsempfang der Kreisgemeinschaft im Januar 2013 in Hagen a.T.W. der polnische Landrat des Landkreises Allenstein, Starosta Miroslaw Pampuch, die „Gläserne Meerjungfrau der Lyna (Alle)“ nebst Urkunde dafür verlieh und sich bedankte, weil es seine Idee war, dass sein Sohn als Leiter des Angela-Gymnasiums in Osnabrück, Oberstudiendirektor Karl Große Kracht, eine Schulpartnerschaft mit der Verbundschule in Hohenstein (Olsztynek) einging (diese weiterführende Schule besuchte einst der aus Westpreußen stammende, mit dem Nobelpreis 1901 ausgezeichnete und geadelte Mediziner Emil von Behring). Schon auf dem Kreisheimattreffen am 15.10.1991 in der Realschule in Hagen a.T.W. hatte ihm der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen e.V., Wilhelm von Gottberg, in Würdigung seiner Leistungen, für die aus ihrer Heimat vertriebenen das Ehrenzeichen der Landsmannschaft Ostpreußen verliehen.
Als Ehrenmitglied hat Hubert Große Kracht bis zu seinem 93. Lebensjahr an den Sitzungen des Kreisausschusses und des Kreistages der KG Allenstein – Land teilgenommen und sich fördernd eingebracht. Mit seinem Tod verlieht die Kreisgemeinschaft einen äußerst engagierten Förderer und zuverlässigen Freund. Sein ehrendes Andenken im Kreise der Allensteiner hüben wie drüben ist ihm gewiss.